Liedigk..?


Das erste Album in meiner Musiksammlung war eine 33er Schallplatte von den Rolling Stones ("Sticky Fingers") − diese Band mag ich bis heute. Das letzte im MP3-Format stammt von Andres Segovia ("Spanische klassische Gitarre"). Dazwischen liegen drei Jahrzehnte als aktiver Musiker mit Auftritten auf allen erdenklichen Open-Air-Festivals, in Konzert-Hallen und Musikclubs zwischen Berlin, Schleswig und Barcelona.


Aller Anfang ist schwer

Angefangen hat alles mit Blockflötenunterricht und den Schöneberger Sängerknaben. Die Blockflöte war definitiv nicht mein Ding. Wäre die Flöte aus Fleisch und Blut gewesen, hätte sie vermutlich Selbstmord begangen. Trotz wochenlangen harten Flötens bekam ich aus diesem Instrument nicht mehr als undefinierbare Pfeiftöne heraus, gegen die selbst die biblischen Trompeten von Jericho vollkommen harmonisch geklungen haben müssen. Das Chorsingen bei den Schöneberger Sängerknaben machte mir dagegen großen Spaß. Meine ersten Konzerte gab ich mit diesem Chor in der Deutschen Oper und im Schöneberger Rathaus. Meinen ersten Fernseh-Auftritt hatte ich in der beliebten Volksmusiksendung "Zum Blauen Bock". Die einsetzende Pubertät und der damit einhergehende Stimmbruch beendeten dann diese vielversprechende Karriere.

Die ersten und die zweiten Saiten

Meine erste Gitarre gehörte vorher meiner Cousine. Warum Sie das Instrument bekommen hatte, ist mir bis heute ein Rätsel. Die Klampfe erfüllte in ihrem Zimmer keinerlei Funktion außer der eines völlig verstaubten Stehrumchens. Weil meine Mutter viel arbeiten musste, war ich häufig bei meinen Verwandten zu Besuch. Dort klimperte ich dann ausgiebig auf der Gitarre herum. Irgendwann entschied mein Onkel, dass es für meine künstlerische Laufbahn und seine Nerven besser wäre, wenn ich das Instrument mitnehmen würde. Für diese weise Entscheidung danke ich ihm bis heute.

In meiner Schule galten Sportskanonen als Vorbild. Ich war kein schlechter Sportler, aber auch kein Ass in diesem Fach. Um bei Mädchen zu punkten, musste ich mir deshalb etwas anderes einfallen lassen. Also gründete ich mit einigen Kumpels meine erste Band. Das Problem war dabei nur, dass zwei von ihnen dummerweise auch Gitarre spielten. Also entschied ich mich nach langem Hin und Her dazu, den Bass-Part in dieser Band zu übernehmen. Und seitdem war ich vom Musikvirus infiziert. Ich wurde süchtig, so wie andere nach Spielhallen, Pferdewetten, Schnaps oder Zigaretten.

Musik - vorwärts, rückwärts, seitwärts

Ich begann Bassunterricht zu nehmen. Als ich mehr als drei Takte geradeaus spielen konnte, zog ich mit meinem Instrument durch Berlin. Ich verpasste keine Session und sprang auf jede Bühne, wo ich eine Möglichkeit hatte, meinen Bass in einen Verstärker einzustöpseln. Unsere Band nahm allmählich Formen an. Mittlerweile hießen wir Die Ex-Perten und rockten in die Richtung der Tote Hosen. Bei einem Bandwettbewerb gewannen wir eine Demo-Aufnahme. Dieses Band verschickten wir an so ziemlich jede Plattenfirma, die wir im Telefonbuch finden konnten. Irgendwie hatten wir mehr Schwein als andere Bands − auf jeden Fall bekamen wir einen Plattenvertrag vom Majorlabel Hansa/BMG.

Es folgten zwei Maxi-CDs, Videos und eine Menge Konzerte und Festivals mit Bands wie den Ärzten, Brings, Zeltinger, Selig, H-Blockx, Normahl oder den Vibrators. Nachdem die zwei Maxis über einen Achtungserfolg nicht hinauskamen, verlor die Plattenfirma das Interesse und wir unseren Gitarristen, weil er Punk sowie nicht so richtig mochte und außerdem eine neue Freundin hatte, die er irgendwie wohl mehr mochte als uns. Der Rest unserer Truppe hatte aber Blut geleckt und wollte weiter machen. Wir suchten uns einen neuen Gitarristen und fanden auch eine neue Plattenfirma, diesmal im Indie-Bereich. In den folgenden Jahren veröffentlichten wir diverse CD´s, LP´s und Singles. Wir spielten Konzerte und Festivals mit Bands wie den Lurkers, Guitar Gangsters, Skeptikern oder Dritte Wahl.

Musik statt Stil

Für mich war Musik immer mehr als Szene und ein bestimmter Stil. Es zählte und zählt ob mich etwas berührt. Das kann ein gut geschmetterter Drei-Akkord-Kracher oder ein filigranes Klavierkonzert, eine super eingespielte Profiband oder eine rumplige Schülertruppe sein - was zählt ist das Herz und der Bauch. Nur eine Richtung zu bedienen ist mir entschieden zu wenig. Als die Ex-Perten nach knapp 15 Jahren R´n´R das zeitliche segneten war ich daher auch schon in anderen Bands involviert. In den folgenden Jahren machte ich Aufnahmen und Livekonzerte mit so unterschiedlichen Künstlern und Bands wie Alicia Levy, Nikki Sudden, Danny Dziuk, Full Body Mirror und Solrise um nur einige zu nennen. Wir spielten auf Festivals und als Vorband von Künstlern wie beispielsweise Louisiana Red, David Judson Clemmons und Big Brother & The Holding Company.

Und jetzt?

Irgendwann stellte ich fest, dass es an der Zeit war, wieder mal meine eigene Musik auf die Bühne zu bringen. Nach einigen Umwegen bin ich jetzt in meinem kleinen eigenen Studio in der Lage, Produktionen, die ich machen möchte, komplett eigenständig aufzunehmen. Daher gibt es jetzt auch Liedigk − und das gleich im Doppelpack: einmal als Band und dann auch noch auf CD. Aber natürlich spiele ich auch noch mit anderen Musikern und Bands − und am liebsten Live;=} Also schaut Euch auf meiner Webseite um, kommt zum Konzert und besucht auch mal die Webseiten meiner Bands und Freunde.

Bis demnächst Euer

Stephan Liedigk